In 2004, auf der Rückreise von meinem ersten Besuch in Pozuzo, machte ich halt in dem kleinen Ort Huncabama, auf der halben Strecke zwischen Pozuzo und Oxapampa. Bei meinem Spaziergang durch den Ort, hielt plötzlich ein TOYOTA 4×4 Wagen, neben mir und ein freundlicher Herr fragte mich“ Hola Gringo, a donde quieres ir?“ (Hallo Gringo, wo willst Du denn hin?). Dies war mein erster Kontakt mit Hugo Fernandez, dem Mitbegründer des Sozialen Projektes, damals mehr als „PROSOYA“ bekannt.
Er lud mich dann ein, dass Projekt zu besuchen, das oberhalb des Ortes liegt. Daraus entwickelte sich dann eine lange Freundschaft und Verbundenheit mit dem Projekt und seinen Zielen. Von 2003 bis 2008 arbeitete ich als Berater & Entwicklungshelfer in Kooperation mit der staatlicher Verwaltung Abteilung der nationalen Naturschutzgebiete Perus. Diese Arbeit brachte mich 2004 in die Provinz Oxapampa, wo ich zusammen mit dem National Parkes Yanachaga Chemillén und lokalen Partner Organisationen vor Ort, dortige agroforstliche Aktivitäten in den Pufferzonen des Nationalparks unterstützte. Hier war „PROSOYA“ immer wieder Referenz für nachhaltige landwirtschaftliche Entwicklungen und Treffpunkt einer Reihe von Veranstaltungen zusammen mit lokalen Bauern.
Aber dieses soziale Projekt gibt es schon seit 1989, mit einer langen Geschichte. Ich kopiere hier einen Bericht von Frau Krista Schlegel, der Ehefrau eines der Gründer des Zentrums, aus dem letzten Rundbrief der Peru – Aktion e. V. vom Dezember 2020. Der Verein Peru – Aktion unterstütz das „Centro – Yanachaga“ seit seiner Gründung und Frau Schlegel kann deren Geschichte am besten selbst erzählen:
„Wandel der Zeiten
Krista Schlegel
Aus gegebenem Anlass, dem Anschluss an das staatliche Stromnetz in Huancabamba im September 2020, wollen wir heute einmal an unsere Anfänge in der Projektarbeit zurückdenken. Neues Leben in der seit langem verlassenen ehemaligen Hazienda Yanachaga begann 1988 mit deutschen Helfern, die die Räume im Haupthaus wieder bewohnbar machten.
Ein Jahr später konnten dann bedürftige Jugendliche aus Lima dort untergebracht und PROSOYA gegründet werden. In den vorhandenen Nebengebäuden wurden mit spärlicher Ausstattung eine Mechanikerwerkstatt und eine Tischlerei eingerichtet. Andere Gebäude dienten als Ställe für Hühner, Enten und Meerschweinchen.
Hinter dem Haus wurde ein Biogarten angelegt, in dem zum Verbrauch Obst und Gemüse nach ökologischen Vorgaben angepflanzt wurden. Auf dem weitläufigen Gelände oberhalb gab es bald eine kleine Rinderherde mit einigen Milchkühen, auch die ersten Bienenstöcke wurden aufgestellt.
Alles begann sehr klein und überschaubar: Hugo Fernández als Freund und Projektleiter, einige Helfer aus dem Dorf und nur wenige Schüler. Die Mitglieder der Peru-Aktion (gegründet 1989) in Deutschland waren höchst motiviert und aktiv und sorgten durch vielfältige Aktionen für die dringend notwendigen Gelder zum weiteren Aufbau.
Dia-Vorträge, Ausstellungen, Briefaktionen und vieles mehr wurden durchgeführt und die ersten Rundbriefe an Spender verschickt. Hüben und drüben wurde viel geplant und diskutiert und die Schwerpunkte für die Projektausrichtung festgelegt. Chancenlosen jungen Menschen in Peru sollte geholfen werden. Sie sollten nicht nur eine Sekundarschule besuchen können, sondern auch handwerkliche Fähigkeiten erwerben, im Zusammenleben ethische und christliche Werte praktizieren und ihr Selbstbewusstsein entwickeln können. Alles sollte ökologisch ausgerichtet sein, keine Verwendung von Chemie, weder als Dünger noch zur Ungezieferbekämpfung.
Das besondere Ökosystem des Bergurwaldes sollte geschützt und die Brandrodungen gestoppt werden. Wiederaufforstungsprogramme wurden geplant und durchgeführt. Die damals noch sehr arme Bevölkerung des nahe gelegenen Dorfes Hancabamba sollte gefördert und mit einbezogen werden.
Der Aufbau ging langsam aber stetig voran, aber es gab noch keinen elektrischen Strom, weder im Dorf noch bei uns im Projekt. Da entstand Anfang der neunziger Jahre der kühne Plan, eine eigene Turbine für Wasserkraft aus Deutschland zu importieren und im Projekt zu installieren, um in Zukunft an den langen Abenden nicht nur Licht in den Räumen zu haben, sondern auch in den Werkstätten Maschinen betreiben zu können.
Der Fluss Yanachaga, der ganzjährig reichlich Wasser aus dem angrenzenden Nationalpark Yanachaga Chemillén bergab führt, konnte für die Wasserkraft genutzt werden. Ein Stück oberhalb 7 der Wohngebäude konnte das Wasser abgenommen und über einen Kanal und ein Fallrohr direkt in die Turbine geleitet werden, um somit Strom zu erzeugen. Der Plan ging auf. Im Sommer 1995 kam nach Abschluss aller Vorbereitungen die Turbine der Firma Volk aus dem Schwarzwald pünktlich in PROSOYA an und wurde von deutschen Maschinenbaustudenten eingebaut. Sie tut bis heute treu ihren Dienst.
Leider reichte der erzeugte Strom nicht aus, um auch das Dorf damit zu versorgen. Es ist kaum zu glauben, wie sich die Umstände in den 30 Jahren seit Bestehen unseres Projektes entwickelt haben. Zu Beginn war der Kanal nur eine ins Erdreich gegrabene Rinne, die im Laufe der Jahre nach starken Regenfällen mehrmals befestigt und erneuert werden musste. Inzwischen ist er an vielen Stellen ausgewaschen, was bei Starkregen zu Überschwemmungen und Stromausfall führt. Deshalb war eine grundlegende Sanierung der ganzen Anlage mit kompletter Erneuerung des Kanals dringend notwendig geworden.“
Weitere Informationen über das Projekt und den Verein Peru – Aktion, finden Sie in dieser web-site – www.centro-yanachaga.org -.
Im Zentrum gibt es auch ein gemütliches Gästehaus „Ecoalbergue“ was sich sehr gut als Basis für Wanderungen und Besuche in dieser Gegend eignet!! – https://centro-yanachaga.org/?page_id=96
Joachim Böhnert
Mitglied in der Peru-Aktion e. V.